Konfirmation auf Föhr – Ein bedeutender Inselbrauch
Die Konfirmation hat auf Föhr einen besonders hohen Stellenwert. Seit Generationen wird sie mit großer Wertschätzung gefeiert und gehört fest zum kirchlichen wie gesellschaftlichen Leben auf der Insel. Für viele Jugendliche markiert sie den Übergang ins Erwachsenenleben – ein Tag, der unvergessen bleibt.
Drei Kirchen, drei Sonntage
Die Konfirmationen finden auf Föhr in drei Kirchen statt:
- St. Laurentii in Süderende
- St. Nicolai in Boldixum
- St. Johannis in Nieblum – bekannt als „Friesendom“
Die Gottesdienste werden jeweils an aufeinanderfolgenden Sonntagen im April oder Mai gefeiert. So hat jede Gemeinde ihren eigenen Konfirmationstag – und die ganze Insel kann von Sonntag zu Sonntag mitfeiern.
Der Tag beginnt mit der Flagge
Am Morgen der Konfirmation wird an jedem Haus eines Konfirmanden oder einer Konfirmandin eine Flagge gehisst. Diese Aufgabe übernehmen traditionell die Vorkonfirmanden des Dorfes. Es ist ein sichtbares Zeichen für das große Ereignis und ein schöner Brauch, der Zusammengehörigkeit zeigt.
Besitzt jemand keinen eigenen Fahnenmast, kümmern sich die Vorkonfirmanden darum, einen Mast zu organisieren – sie bringen ihn mit und buddeln ihn vor dem Haus ein.
Während auf Föhr-Land klassische Fahnen gehisst werden, ist es in Wyk üblich, farbenfrohe Wimpelketten vor dem Haus zu spannen. Beide Varianten stehen symbolisch für den festlichen Anlass und machen schon von Weitem sichtbar: Hier wird heute Konfirmation gefeiert!
Festliche Kleidung – mit viel Bedeutung
Zum Gottesdienst erscheinen die Jugendlichen in festlicher Kleidung: Die Jungen tragen Anzug, die Mädchen dürfen zum ersten Mal die friesische Festtagstracht mit weißer Schürze und kostbarem Silberschmuck anlegen. Die gesamte Tracht – inklusive Schmuck – wird häufig über Generationen in der Familie weitergegeben. Alternativ wird sie für den besonderen Anlass geliehen und im Vorfeld passgenau angepasst.
In der Kirche tragen die Konfirmandinnen ein Gesangbuch, ein weißes Taschentuch und ein Sträußchen mit weißen Maiglöckchen – kleine, aber bedeutende Details, die tief in der Inseltradition verwurzelt sind.
Gratulation und Familienfeier
Nach dem Gottesdienst ziehen die frisch Konfirmierten gemeinsam aus der Kirche aus. Vor der Kirche stellen sie sich auf und nehmen die Glückwünsche von Familie, Freunden und Gemeindemitgliedern entgegen. Anschließend feiert jede Familie im eigenen Kreis – mal groß, mal klein, aber immer festlich.
Glückwunschkarten und Süßigkeitenkörbe
Ein weiterer Brauch auf Föhr: Alle bekannten Konfirmandinnen und Konfirmanden erhalten Glückwunschkarten, meist mit einem kleinen Geldgeschenk. Diese Karten werden oft von Kindern aus dem Dorf überbracht. Als Dankeschön stehen an den Häusern Körbe mit Süßigkeiten bereit – eine Tradition, die vor allem die Jüngsten sehr zu schätzen wissen.
Abflaggen mit Ehrenschüssen
Am frühen Abend – etwa gegen 17 Uhr – ziehen die Vorkonfirmanden erneut los, um die am Morgen gehissten Fahnen wieder einzuholen. Begleitet werden sie dabei häufig von einem erfahrenen Jäger, denn es gehört zur Tradition, vor dem Abflaggen dreimal in die Luft zu schießen. Dieser feierliche Akt wird von den Konfirmierten, ihren Familien und Freunden begleitet.
Von Haus zu Haus wird gemeinsam weitergefeiert – und nach jedem Abflaggen gibt es ein Glas Bowle, traditionell eine Mischung aus Cola und Cognac. Denn mit der Konfirmation gelten die Jugendlichen auf Föhr als junge Erwachsene – und dürfen an diesem Tag auch ein erstes Glas mittrinken.
Ein Tag voller Bedeutung
Die Konfirmation auf Föhr ist weit mehr als ein kirchliches Fest. Sie ist ein tief verankerter Bestandteil der Inselkultur, ein Tag voller Stolz, Zusammenhalt und Tradition. Für die Jugendlichen beginnt ein neuer Lebensabschnitt.
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